Kapitel 38: Wer darf Hase sein


Wer darf Hase sein?
Wer spitzt die großen Löffelohren, die das Gras wachsen hören?
Ich habe ein tapferes Angsthasenherz, sagte ich zu einer Freundin und: Ich habe Angst, das Gras wachsen zu hören! Hört man im wachsenden Gras dessen Angst vor der Sichel? Ist jedes Hasenherz ein Angsthasenherz? Nein ich glaube nicht.

Das Wort Hase hat mich durch die Jahre meiner Kindheit begleitet, stets löste es ein leichtes Erschauern aus. Warum? Nunja, ich nenne einen so genannten Geburtsfehler mein eigen, im Volksmund "Hasenscharte" genannt. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt: In einem Film von mir kommt vor, wie ich nach der Geburt quasi ein bisschen korrigiert wurde. Da befand ich mich auf dem Weg, mich an diese meine "Besonderheit" zu gewöhnen. Aber wenn damals meine Volksschulleherin HASE sagte, durchzuckte es mich. Der Osterhase war mir richtig unsympathisch, obwohl ich mir sicher war, dass es ihn nicht gibt. Auch das Getränk Schartner Bombe konnte ich damals nicht trinken ohne innerlich zu erröten, falls das innerliche Erröten möglich ist.

Heute aber kann ich mir mich als Hase durchaus vorstellen. Zumal das, was damals in meinem glatten jugendlichen Gesicht auffällig war, nun in meinem etwas faltigeren Gesicht deutlich an Auffälligkeit verloren hat.
Ja, der Hase ist ein mir sehr sympathisches Tier geworden, und ja, ich glaube, er verfügt über ein tapferes Herz, sonst könnte er nicht so schnell laufen.

In diesem Sinne zitiere ich ein Gedicht von Waltraud Haas:

selbstbildnis

ein kleiner hase
mit löwenaugen
in einer erdmulde

das zitternde näschen
die angelegten löffel
die zuckenden hinterläufe

dann der sprung

(Das Gedicht stammt aus dem Buch "ping pong", das im Jahr 2016 im Klever Verlag erschienen ist.)

Und ich füge an dieser Stelle ein Bild an, in dem ich mich als Hase gezeichnet habe: