Kapitel 101: Tick sagt die Uhr. Pause. Tack.. |
Dieses Kapitel wird nicht, wie ich ursprünglich vorhatte, ein Kapitel mit Gedichten über andere Gedichte, das schiebe ich noch ein bisschen auf, sondern es wird ein Kapitel über das Altwerden, also über etwas, das wir ja mehrheitlich wollen und das ebenso mehrheitlich von Zittern und Staunen begleitet wird, sowohl dann, wenn wir uns selbst beim Älterwerden erleben, als auch bei der Beobachtung anderer, alter oder älterer Mitmenschen, ja, außerdem auch dann, wenn es sich nicht um Mitmenschen, sondern um andere Mitlebewesen handelt, zum Beispiel den alten Hund einer Nachbarin, dem sie eine Art Gehhilfe gebastelt hat. Alle Menschen Alle Menschen werden älter. Ich muss lächeln, weil es natürlich eine einfach Tatsache ist, ja das Alter ist für uns alle da. Es steht allen Menschen zur Verfügung. Aber eben nicht auf die gleiche Art und Weise. Ich, hier in Mitteleuropa, geboren als menschliches Wesen, habe ganz gute Voraussetzungen beim Älterwerden. An diese Stelle passt ein Gedicht von Waltraud Haas, sie hat es mir gewidmet. Als sie es geschrieben hat, war ich sechsundsechzig Jahre alt. Jetzt bin ich schon siebenundsechzig Jahre alt, naja, was soll man dazu sagen, das ist ja in gewisser Weise ganz normal. Würde ich nicht älter werden, könnte das eigentlich nur heißen, dass ich tot bin und tot möchte ich eigentlich auch noch nicht sein. Das Gedicht von Waltraud Haas steht in ihrem neuen Gedichtband mit dem Titel "ich ein sommerregentropfen", erschienen 2025 im Klever Verlag. für ilse kilic sixty-six Ja ja, die innere Uhr. Ich bin froh, dass sie tickt. Ein bisschen leiser könnte sie sein. Erst habe ich mich vertippt und statt leiser leider geschrieben. s und l liegen nebeneinander. Ein bisschen leider stimmt aber auch. Schließlich Wir werden schon sehn Wer weiß wohl warum Mit dem Altwerden hat das Gedicht nicht viel zu tun. Mit der Welt der tickenden Uhren aber durchaus. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die Person Linntje, also die schreibende Person, die Nachsilbe -tje als Merkmal für eine sogenannte Gattungsunbestimmtheit an ihren Namen gehängt hat, was zu einer - wie soll ich sagen - Unschärfe der Wahrnehmung des schreibenden Ichs führt, dieses Ichs, das übrigens ein "Instinktut für angewandte Normverschiebung" betreibt. Wäre ich, also die älter werdende Autorin Ilse Kilic, jünger, wer weiß, würde ich mich auf die Socken machen und Linntje einen Besuch abstatten. Da ich aber eine gewisse Unfähigkeit zu reisen an mir bemerke, habe ich nur ihre Homepage besucht und Linntje in meinem eigenen Buch zitiert, in dem es ein Angstitut gibt, das, ganz meiner persönlichen Befindlichkeit geschuldet, ein Angstitutorium beherbergt und, natürlich, die Idee eines Paradiesoids. Ich bin in gewisser Weise ein Angsthase, aber das wird ja jenen, die mir in Text oder der sogenannten real existierenden Wirklichkeit schon begegnet sind, bekannt sein. Vielleicht, das sage ich jetzt ganz keck, vielleicht ist es notwendig, ein Angsthase zu sein, um den Übermut zu kennen oder die Sanftmut. Hasen sind sehr schnelle Tiere mit interessanten langen Ohren. ich sitze auf einer wiese |