The Magnetic Fields: "It's A Crime" (1999)


Nochmals die Magnetic Fields, diesmal mit dem Song "It's A Crime" von der 3-CD-Box "69 Love Songs", die 1999 bei Merge Records erschienen ist. Unterstützt wurde der Multiinstrumentalist und Sänger Stephin Merritt auf diesem Album noch von den Musikern Daniel Handler (Accordion), John Woo (Banjo, Guitar, Bass, Mandolin) und Sam Davol (Cello, Flute) sowie den Sänger*innen Claudia Gonson, Dudley Klute, LD Beghtol und Shirley Simms. It's a crime to fall in love / Heart and mind, and soul in love / It's a crime to fall in love, so hard, so hard / I shouldn't have bothered, 'cause you're just like all the others / Now I know, and I won't do that again / I should've guessed that you'd be just like all the rest / Now I know not to go through that again / I'm still crying all night and all day / But if I show it, someone lock me away. Stephin Merritt: Beim Songschreiben sitze ich nicht an einem Instrument, weil ich glaube, dass man sich sonst schnell wiederholt. Wenn man stattdessen dabei nur einen Stift in der Hand hat, steht einem die ganze Welt offen. Aber meine Musik schreibe ich nie auf. Ich halte mich an das, was ich von Abba gelernt habe: Wenn dir die Melodie nicht im Kopf bleibt, wird sie auch anderen nicht im Kopf bleiben. Die Musik von Stephin Merritt ist einfach Pop, yeah. Tina Karolina Stauner: The Magnetic Fields, das ist Stephin Merritts klaustrophobische Art, Stephin Merritts variable Stimmen, Stephin Merritts reizende Beziehungsphobien, Stephin Merritts gestylter Furor, Stephin Merritts zahllose Idiosynkrasien, Stephin Merritts unstillbare Liebessucht. John Woo, Sam Davol, Claudia Gonson und Shirley Simms könnte man als offizielle Mitglieder des Projekts The Magnetic Fields bezeichnen, zumindest sind sie meist irgendwie daran beteiligt. Stephin Merritt ist der Songwriter, der Produzent und spielt die meisten Instrumente selbst. Andere musikalische Projekte von Stephin Merritt sind The 6ths, Future Bible Heroes, The Gothic Archies und Buffalo Rome. Bei den Future Bible Heroes ist auch Claudia Gonson als Sängerin mit dabei und bei den Gothic Archies John Woo. Stephin Merritt: Als ich 14 war, musste ich meiner Mutter hoch und heilig versprechen, bloß kein Profi-Musiker zu werden. Das habe ich auch gemacht. Heute mache ich mit ihr Witze darüber, dass ich so professionell ja auch nicht bin. Die Instrumente, an denen Stephin Merritt sich auf den Alben von The Magnetic Fields betätigt sind zahlreich: Ukulele, Guitar, Lap Steel Guitar, Mandolin, Bass, Zither, Sitar, Violin, Musical Saw, Harp, Synthesizer, Piano, Organ, Harmonium, Melodica, Ocarina, Xylophone, Congas, Bongos, Bells, Pennywhistle, Steel Drums, Drum Machine etcetera. Because it's a crime to fall in love / Heart and mind, and soul in love / It's a crime to fall in love, so hard, so hard / My mother said gently, you can buy her a Bentley / But my son, she'll only drive it away / I didn't listen, 'cause my brain was missing / And I only found it today / I was a man but now I'm only a child / And if it kills me I am going to smile. Stephin Merritt über sein schwules Coming-out: Das war einfach keine große Sache. Meine Mutter war die Einzige, vor der ich mich outen musste. Ich war 14, wir saßen in einem chinesischen Restaurant, und ich habe mich verplappert. Sie ist dann für ungefähr 30 Sekunden in Tränen ausgebrochen und meinte: Jetzt werde ich nie Enkelkinder haben. Da habe ich gesagt: Hör auf zu heulen, du weißt, dass du eh keine gekriegt hättest. Ich mag keine Kinder. Stephin Merritts Vater ist der Musiker Scott Fagan, der eine kurze Affäre mit seiner Mutter Alix Merritt hatte. Die Beziehung oder Nicht-Beziehung zu seinem Vater behandelt Stephin Merritt in seinem Song "99 Fathers In The Clouds" 2017. Scott Fagan hat die beiden Folkrockalben "South Atlantic Blues" 1968 und "Many Sunny Places" 1975 veröffentlicht. Das Triplealbum "69 Love Songs" von The Magnetic Fields sollte in keiner Popsammlung fehlen, yeah! Hört euch auch den tollen Song "Boys Fuck Rock Stars" 1994 von den Mukilteo Fairies an, das war eine Queercore-Band aus Olympia, Washington, die aus Joshua Plague (Vocals), Rebecca Basye (Guitar), Quitty alias Jon Quittner (Bass) und Jason Reece (Drums) bestand. Triplealben sind in der Popgeschichte eher selten, tolle Triplealben noch seltener, hörenswert sind "All Things Must Pass" 1970 von George Harrison, "Will The Circle Be Unbroken?" 1972 von der Nitty Gritty Dirt Band, "Sandinista!" 1980 von The Clash, "Have One On Me" 2010 von Joanna Newsom und "The Epic" 2015 von Kamasi Washington. So, noch ein Schlusswort von Charles Baudelaire und ab ins Bettchen: Das Komische, der Lachenszwang, liegt in den Lachenden und keineswegs im Gegenstande des Gelächters. Wer hingefallen ist, wird über seinen eigenen Sturz nicht lachen, er sei denn Philosoph oder ein Mensch, welcher die schnelle Ichverdoppelung sich zur Gewohnheit machte und so den Widerfahrnissen des eigenen Ich als teilnahmsloser Zuschauer gegenübertreten kann. Doch dieser Fall ist selten.

28.04.2025