The Lee Harvey Oswald Band: "Locomotion" (1994)


"Loco-Motion" von Little Eva in der Version der Lee Harvey Oswald Band, Glam-Noise-Pop, yeah. Everybody's doing a brand-new dance, now / Come on baby, do the Loco-motion / I know you'll get to like it if you give it a chance now / Come on baby, do the Loco-motion / My little baby sister can do it with me / It's easier than learning your A-B-C / So come on, come on, do the Loco-motion with me / You gotta swing your hips, now / Come on, baby / Jump up / Jump back / Well, now, I think you've got the knack / Wow, wow. Der Song wurde Anfang der 60er Jahre von Gerry Goffin und Carole King geschrieben und wurde bisher dreimal zum Hit, 1962 in der Version von Little Eva alias Eva Narcissus Boyd, 1974 in der Version der Band Grand Funk Railroad und 1988 in der Version von Kylie Minogue. In der Version der Lee Harvey Oswald Band wurde der Song kein Hit, die Lee Harvey Oswald Band war zwar toll, hatte aber nie einen Hit. Die Band war von 1989 bis 1996 in der Popwelt unterwegs und bestand aus Zowie Fenderblast (Guitar, Vocals), Dredge (Bass, Vocals, Percussion) und James Meat (Drums, Percussion, Piano). Gegründet wurde die Lee Harvey Oswald Band in Chicago, Illinois, wird aber immer wieder mal als trio from texas bezeichnet, egal. Hinter Zowie Fenderblast verbirgt sich auf jeden Fall der Musiker Rick Sims, der zu dieser Zeit auch Gitarrist und Sänger der Punk Band Didjits war. Ich glaube, aktuell ist Rick Sims mit der Band Gaza Strippers in der Popwelt unterwegs, die aus Rick Sims (Vocals, Guitar), Mike Hodgkiss (Guitar), Darren Hooper (Bass) und Mark Allen (Drums) besteht. Aber vielleicht sind die Gaza Strippers auch schon längst Popgeschichte, das letzte Album "From The Desk Of Dr. Freepill" erschien bereits 2002, also vor 20 Jahren. Die Lee Harvey Oswald Band veröffentlichte bei Touch And Go Records die EP "The Lee Harvey Oswald Band" 1989 und die beiden Alben "A Taste Of Prison" 1994 und "Blastronaut" 1996. Im Jahr 2016 veröffentlichte Touch And Go Records noch die Single "Rose Marie's Baby / Easy Amplification (Live Lexington)". Nein, die Band hatte sich nicht wiedervereinigt, die beiden Songs entstanden bereits Mitte der 90er Jahre. Der Song "Locomotion" ist auf dem Album "A Taste Of Prison" zu finden. Tolles Album, yeah. Die Didjits waren gut, die Lee Harvey Oswald Band war great und die Gaza Strippers waren okay. Und Rick Sims oder Zowie Fenderblast, wie er sich damals nannte, war in Straps wirklich nett anzusehen. Der Name der Band bezieht sich klarerweise auf Lee Harvey Oswald, den mutmaßlichen Mörder von John F. Kennedy. Lee Harvey Oswald: Ich habe niemanden erschossen. Man hat mich verhaftet, weil ich in der Sowjetunion gelebt habe. Ich bin nur ein Sündenbock. Oswald wurde 2 Tage nach dem Attentat in Polizeigewahrsam vom Nachtclubbesitzer Jack Ruby erschossen. Jack Ruby antwortete auf die Frage, ob die Wahrheit über das Attentat je ans Licht kommen werde: Nein. Denn unglücklicherweise werden diese Leute, die so viel zu gewinnen haben und ein starkes Motiv hatten, mich in diese Lage zu bringen, in der ich bin, niemals zulassen, dass die wahren Tatsachen ans Tageslicht der Welt kommen. Warum sich die Band nach Lee Harvey Oswald benannte, weiß ich nicht, was ich weiß, ist, dass die Lee Harvey Oswald Band in keiner Popsammlung fehlen sollte. Come on, come on / Do the Loco-motion with me / Ye-ye-ye-yeah / Move around the floor in a Loco-motion / Come on, come on / Do the Loco-motion with me / Ye-ye-ye-yeah. Habe gerade das Buch "Glaube, Hoffnung und Gemetzel" 2022 von Nick Cave und Séan O'Hagan gelesen. Dies ist keine Autobiografie. Sondern ein Gespräch. Es geht darin sehr viel um Religiosität und den Tod von Nicks Sohn Arthur, aber auch um Corona, Lockdown, Musik und andere Projekte, wie die Red Hand Files, eine Internetseite, auf der man Fragen an Nick Cave richten kann. Ich kann nichts Schlechtes über das Buch sagen, bin aber auch nicht so recht glücklich damit. Ich weiß nicht, das viele Gerede über Religion machte mich oft unwillig, weitergelesen habe ich aber trotzdem immer. Séan O'Hagan: Ein Song wie "Breathless" scheint mir beispielsweise die funkelnde Schönheit des Alltags hervorzuheben. Ist das nicht an und für sich bereits ein wundersames Thema? Nick Cave: Ja, und diese leuchtende und schockierende Schönheit des Alltags ist etwas, dessen ich mir bewusst zu bleiben versuche, und sei es nur, um es als Gegengift parat zu haben gegen diesen chronischen Zynismus und die Entzauberung der Welt, die uns heutzutage ständig zu umgeben scheint. Das zeigt mir, dass die Welt trotz der Verkommenheit und Korruption, die der Menschheit nachgesagt wird, und trotz der Degradierung, die die Welt erfahren hat, immer noch schön ist. Sie kann gar nicht anders. "Breathless" ist aber in der Tat ein explizit religiöser Song. Ein Liebeslied an Gott. Na ja, was solls, ich finde den Song "Breathless" sehr gelungen und Gott kann mich mal. Séan O'Hagan: Ich weiß, dass es Augenblicke gab, in denen du dich gefragt hast, weshalb du das alles machst. Weißt du die Antwort auf diese Frage? Nick Cave: Ja, ich glaube schon. Zunächst arbeitet man erst mal für sich selbst, um herauszufinden, was man ist. Die eigene Kunst platziert einen in der Welt. Das ist sehr aufregend - man zehrt von der Welt, von anderen Künstlern, von seinen Mitstreitern, von allem, was einen umgibt. Indem man die Welt in sich aufsaugt, gewinnt man lauter Potenzial und wird durch die Kunst mächtig. Doch irgendwann war es zumindest bei mir so, dass die Energie umgeleitet werden musste. Man muss sie umkehren und als dienende Tat zurück in die Welt lenken. Das Buch ist es wert, gelesen zu werden, wenn es mich auch manchmal gewaltig genervt hat. So war es, yeah.

16.08.2023