Ed Gein's Car: "Naked Man" (1989)


Hardcore Punk aus New York, yeah. Die Band Ed Gein’s Car wurde 1982 von Tim Carroll (Guitar) und Eric Hedin (Bass) gegründet. Mit Sänger Scot Weiss und Drummer Fred Argenziano war die Band dann bereit loszulegen. Benannt haben sich die 4 nach dem Mörder Ed Gein aus Wisconsin, der auch der Plainfield Ghoul genannt wurde. Ed Gein wurde 1957 des Mordes an Mary Hogan und Bernice Worden angeklagt, als nicht schuldfähig befunden und in das Central State Hospital eingeliefert, wo er 1984 im Alter von 78 Jahren an Krebs starb. Die Polizei fand damals im Geins Haus auch Teile anderer Leichen, darunter eine Sammlung Nasen, Masken aus menschlicher Gesichtshaut und weibliche Geschlechtsorgane. Aus den Schädeln der Leichen machte Ed Gain Schüsseln, um seine Hunde und Katzen zu füttern. Der Autor Robert Bloch nahm Ed Gein und dessen krankhafte Beziehung zu seiner Mutter als Vorbild für die Figur Norman Bates in seinem Roman "Psycho", der durch die Verfilmung von Alfred Hitchcock Kultstatus erlangte. Auch für den Serienmörder Jame Gumb im Roman "Das Schweigen der Lämmer" von Thomas Harris diente Ed Gein als Inspiration. Ed Geins Vater war schwer alkoholkrank und prügelte Ed und seinen Bruder Henry, die Mutter war sehr religiös und predigte den beiden Söhnen die Sündhaftigkeit der menschlichen Sexualität. Yeah, vor Religion sollte man sich wirklich hüten, und vor Alkohol natürlich auch. Bruder Henry kam bei einem Großfeuer auf der Familienfarm ums Leben. Aber eigentlich benannte sich die Band nach Ed Geins Auto, mit dem er die von Friedhöfen gestohlenen Leichen transportierte. Dieses Auto wurde nämlich von Vergnügungsparkbesitzer Bunny Gibbons gekauft und dort jahrelang als "Ed Gein's Ghoul Car" ausgestellt, der Publikumsandrang war Berichten nach äußerst groß. Aber lassen wir das, lassen wir das, hier gehts um die Band Ed Gein’s Car, die bis Ende der 80er Jahre in der Popwelt unterwegs war. Auf dem eigenen Label Ed Gein’s Car erschienen die Single "Brain Dead Baby / Too Old To Die Young / Wait ’till Your Father Gets Home" 1984, das Album "Making Dick Dance" 1985 und die EP "Ed Gein’s Car" 1988. Bei CBGB Records erschien 1987 das Livealbum "You Light Up My Liver (Live At CBGB)" und zuletzt 1989 beim Label Vital Music die Single "Naked Man / Consider Being True". Sänger Scot Weiss war nach dem Ende von Ed Gein’s Car noch ein paar Jahre mit der Punkband Iron Prostate unterwegs. Einer der inhaltlichen Punkte des Hardcore Punk war das DIY-Prinzip, Do It Yourself, womit einerseits die Unabhängigleit von der Musikindustrie angestrebt wurde und andererseits der Glaube an sich selbst und an seine eigene Kraft, Dinge zu verwirklichen, gestärkt werden sollte. Der politische Aspekt reichte von nihilistischer Antihaltung bis zu konstruktiver Gesellschaftskritik. Mit der stetigen Steigerung der musikalischen Härte und der kämpferischen Haltung entwickelte sich auch zunehmend eine unreflektierte Männlichkeit und damit einhergehend auch mehr Akzeptanz für gewalttätiges Verhalten in der Szene. Anfang der 90er Jahre entstand dann die Riot-Grrrls-Bewegung, die mit Themen wie Feminismus und queerness dieser Entwicklung entgegentrat. Hardcore Punk wurde weiblich und wieder interessant. Es entstand eine eigene Queercore-Szene und homosexuelle Hardcore-Punks begannen sich subversiv und provokativ für die Rechte von Homosexuellen in der Gesellschaft und ihre Akzeptanz in der durchaus auch homophoben Hardcore-Szene einzusetzen. Aggressiv zur Schau gestellte Männlichkeit geht eben des öfteren mit frauenfeindlichen, homophoben und sexistischen Tendenzen Hand in Hand. Nein, das ist kein Punkproblem, sondern ein gesellschaftliches Problem und somit ein Problem von uns allen und für uns alle. Oho, noch etwas entdeckt, Scot Weiss tauchte Ende der 90er Jahre mit der Band Oscar & The Pidgin Sisters wieder für kurze Zeit in der Popwelt auf, diese Band bestand aus Sänger Scot Weiss, Simona Prives (Guitar), Pam Coady (Bass) und Heidi Cleven (Drums). Oscar & The Pidgin Sisters veröffentlichten 1998 beim Label Vital Music die EP "The Bald And The Bootyfull". Der Name Oscar & The Pidgin Sisters bezieht sich sicher auf dem Film "The Odd Couple" 1968 mit Jack Lemmon und Walter Matthau. Oscar Madison, gespielt von Walter Matthau, flirtet in diesem Film mit den Schwestern Cecily und Gwendolyn Pigeon, die von Monica Evans und Carole Shelley gespielt werden. Egal, schaut euch den Film an, die deutsche Fassung heißt "Ein seltsames Paar", die Pigeon Sisters hat man da aber in die Schwestern Fink verwandelt, wo doch Pigeon eigentlich Taube heißt. Okay, hört euch Ed Gein's Car an, sie waren eigentlich eine sehr melodische Hardcoreband. Yeah, yeah, yeah!

21.07.2022