Ab(Bild) und Zu(Schrift)
Armin Baumgartner, Thomas Havlik, Wolfgang Helmhart, Günther Kaip, Ilse Kilic, Magdalena Knapp-Menzel, Karin Spielhofer, Elisabeth Steger & Fritz Widhalm
2011, 56 Seiten, Euro 8.-
978-3-900956-98-1

 

(Leseprobe)

Ilse Kilic

(...) Unter meiner Haube (im Original lila) ist es heiß, mein Kopf dampft. Warum habe ich eine Haube (im Original lila) auf? Wil meine Nase rinnt. Damit mein Mut nicht sinkt. Weil mein Kopf die Geborgenheit braucht.
Hauben geben mehr Geborgenheit als Mützen, obwohl Mützen sich auf Schützen reimen. Schützen ist aber nicht nur ein Zeitwort sondern der Plural eines Hauptwortes mit Gewehr. Ich verzichte auf den Zusammenhang. Ich muss mich, wenn ich meine Haube (im Original lila) trage, nicht darum kümmern, ob das Gesäß friert. Meine Haube (im Original lila) platziert sich und mich vor verschiedene Gesäße, die ich jetzt Popöpsche nenne. Zum Gesäß könnte ich auch Arsch sagen, Hintern oder Po. Im Popo und Popopsch kommt seine Zweigeteiltheit zur Geltung, Arsch klingt ein bisschen nach Schimpfwort und das Wort Hintern macht den Popo plump. Meine Haube ist im Original lila, ich könnte violett sagen. Violett verhält sich zu lila wie Popo zu Arsch, könnte ich sagen, leicht zu verwechseln, manchmal.
Unsinn!, neben mir spricht das kleine Mädchen an der Hand der mittelgroßen Frau mit kleinen Füßen. "Violett ist ein Veilchen, eine Phiole ist ein Röhrchen und Die Farbe Lila ist ein Roman von Alice Walker. Wie kann man denn das verwechseln?"
Die mittelgroße Frau lächelt. Ihr kurz geschnittenes Haar hat jetzt die Farbe eines Maikäfers.

Unter meiner Haube (im Original lila) sind meine Ohren gut geschützt und nicht nur sie. Sie werden von etwas kratziger Wolle warm gehalten, nein, meine Wolle kratzt nicht. Nicht wirklich. Ich habe meine Haube (im Original lila) auf der Landstraßer Hauptstraße gekauft, es war ein kalter Tag, es pfiff mir windig um die Ohren, als ich die Haube (im Original lila) sah. So ward sie die meine. Sie war an ihrem lila Haubenzipfel verflixt und zugenäht und trug ein Quastel. (...)