Magma: "Weidorje" (1976)


Für mich ist Musik einfach alles. Aber ich könnte an einem Thema fünfzehn Jahre lang arbeiten, ehe ich die richtige Umsetzung finde, sagt Christian Vander, der Gründer der französischen Progrock-Band Magma. Yeah! Magma wurde 1969 in Paris, Frankreich gegründet und bestand anfänglich aus Christian Vander (Drums, Vocals), Stella Vander (Vocals), Laurent Thibault (Bass), Eddy Rabbin (Keyboards), Claude Engel (Guitar, Flute, Vocals), René Garber (Vocals) und Teddy Lasry (Saxophone, Flute). Die Musik von Magma erzählt vom Planeten Kobaïa, der von ausgewanderten Erdenbewohnern kolonialisiert wird sowie von den Mythen der Ureinwohner des Planeten und von deren Glauben an die Lichtgestalt Kreuhn Kohrman, der diese Erdenbewohner dann aus dem Zeitalter des Hasses führt. Zu diesem Zwecke entwickelte Christian Vander auch die Sprache Kobaïanisch, in der die meisten Songtexte geschrieben sind. Lah wortz rëišfünk dëh wërëstëgëuhnzür ünd dëh bündëhr drakeïdah kömmandöh würdï hëul zortsüng. Hurwah dëh zün Hurwah dëh Zëbëhn Hurwah dëh Gëuštaah Hurwah dëh glëšt Hurwah dëh kümpkah Hurwah dëh Hürwah Hurwah Kamkaï! Magma unterschrieb 1970 einen Plattenvertrag bei Philips Records und im gleichen Jahr erschien das Debütalbum "Magma", ein Doppelalbum. Laurent Thibault, Eddy Rabin und René Garber waren bei den Aufnahmen nicht mehr mit dabei und neu dazu gekommen waren Klaus Blasquiz (Vocals), François Cahen (Piano), Francis Moze (Bass), Richard Raux (Saxophone, Flute) und Alain Charlery (Trumpet, Percussion). Christian Vander sagte, dass Magma auf musikalischer Ebene stark von Carl Orff und auf spiritueller Ebene von John Coltrane beeinflusst ist. Die Besetzung der Band änderte sich von Album zu Album, beim zweiten Album "1001° Centigrades" 1971 waren zum Beispiel Jeff Seffer (Saxophone, Clarinet) und Louis Toesca (Trumpet) neu dazu gekommen. Im Jahr 1973 erschien dann bei A&M Records das bekannteste Album der Band, "Mëkanik Dëstruktïw Kömmandöh", das von der Zeitschrift Rolling Stone in die Liste der 50 größten Progrockalben aller Zeiten aufgenommen wurde. Neu dabei waren diesmal die Musiker*innen Muriel Streisfield (Vocals), Michele Saulnier (Vocals), Evelyne Razymovski (Vocals), Doris Reinhardt (Vocals), Jean-Luc Manderlier (Piano, Organ), Benoit Widemann (Keyboards), Claude Olmos (Guitar) und Jannick Top (Bass, Cello, Piano), yeah, und Gründungsmitglied René Garber war wieder zu Magma zurückgekehrt. Bei den Aufnahmen von "Mëkanik Dëstruktïw Kömmandöh" bestand Magma aus 13 Musiker*innen, beim Album "Köhntarkösz" 1974 waren es dann nur mehr 7 Musiker*innen, Christian und Stella Vander, Klaus Blasquiz und Jannick Top sowie Gerard Bikialo (Piano, Organ), Michel Graillier (Piano, Clavinet) und Brian Godding (Guitar). Okay, in den 70er Jahren gabs dann noch die beiden Alben "Üdü Wüdü" 1976 bei Seventh Records und "Attakh" 1978 bei Tomato Records. A&M Records hatte den Vertrag mit der Band wegen zuwenig kommerziellen Erfolges nicht verlängert. Ende der 70er Jahre löste sich Magma für einige Jahre auf, kehrte aber 1984 mit dem Album "Merci" bei Jaro Records in die Popwelt zurück. Der Stil der Band hatte sich weg vom Progrock und Richtung Funk entwickelt, aber Magma nannten ihre Musik Zeuhl. Dominique Leone: Zeuhl sounds like, well, about what you'd expect an alien rock opera to sound like: massed, chanted choral motifs, martial, repetitive percussion, sudden bursts of explosive improv and just as unexpected lapses into eerie, minimalist trance-rock. Der Kern der Band bestand nun aus Christian und Stella Vander, Guy Khalifa (Vocals), Liza Deluxe (Vocals), Benoit Widemann (Synthesizer), Marc Eliard (Bass) und Francois Laizeau (Drums, Drum Programming), an den Aufnahmen von "Merci" waren aber noch weitere 18 Musiker*innen beteiligt, darunter 10 Bläser*innen. Nach "Merci" löste sich Magma zum zweiten Mal auf, diesmal dauerte es bis 1998, bis zur Single "Floe Essi / Ektah". Auf das neue Album "K.A. (Köhntarkösz Anteria)" mußte man noch bis 2004 warten, es erschien bei Seventh Records und wurde in der Besetzung Christian und Stella Vander, Antoine Paganotti (Vocals), Himiko Paganotti (Vocals), Isabelle Feuillebois (Vocals), James MacGaw (Guitar), Emmanuel Borghi (Piano, Fender Rhodes), Frédéric d'Oelsnitz (Fender Rhodes) und Philippe Bussonnet (Bass) aufgenommen. Magma war wieder da und ist es bis heute. Bisher sind noch die Alben "Emëhntëhtt-Ré" 2009, "Félicité Thösz" 2012, "Rïah Sahïltaahk" 2014, "Šlag Tanz" 2015 und "Zëss" 2019 erschienen, wirklich großen kommerziellen Erfolg hatte die Band nie, auch als sich Johnny Rotten alias John Lydon als Fan outete, gingen die Verkaufszahlen nicht steil nach oben. Die aktuelle Besetzung lautet Christian Vander (Vocals, Drums, Percussion), Stella Vander (Vocals), Isabelle Feuillebois (Vocals), Rudy Blas (Guitar), Benoit Alziary (Keyboards, Theremin, Vibraphone), Hervé Aknin (Vocals) und Philippe Bussonnet (Bass), aber da gibts wie immer laufend Änderungen. Das Album "Üdü Wüdü", auf dem der Song "Weidorje" zu finden ist, wurde 2003 bei Charly Records als CD wiederveröffentlicht. Im Jahr 1972 erschien bei Theleme Records das Album "The Unnamables" von Univeria Zekt, dahinter verbirgt sich eigentlich auch Magma. Stella Vander, oder Stella Zelcer, wie sie vor ihrer Ehe mit Christian Vander hieß, war in den 60er Jahren als Stella ein richtiger Stern am französischen Pophimmel. Ihre erste Single "Pourquoi Pas Moi / Les Parents Twist" erschien 1963 beim Label Disques Vogue und 1967 erschien das Album "Stella" bei RCA Victor Records. Okay, hab gerade das Buch "Texte zur Theorie des Pop" gelesen, da ist in Auszügen Bekanntes wie "Résumé über Kulturindustrie" 1963 von Theodor W. Adorno oder "Anmerkungen zu 'Camp'" 1964 von Susan Sontag versammelt. Das Buch erschien 2013 bei Reclam und ist durchaus lesenswert, yeah, meine Lieblingsbeiträge darin sind "POPism. Meine 60er Jahre" 1980 von Andy Warhol, "Einführung in den Mainstream der Minderheiten" 1996 von Tom Holert & Mark Terkessidis und "Pop als Wille und Vorstellung" 2001 von Andreas Neumeister. Ja, und zwei tolle Songs von Anfang der 70er Jahre habe ich in dieser Liste auch vergessen, hört euch "Hocus Pocus" 1971 von Focus und "Radar Love" 1973 von Golden Earring an, sehr hörenswerter Pop aus den Niederlanden. Yeah! Jetzt brauch ich Kaffee.